Einstieg in die Landschaftsfotografie - Grundlagen und Tipps

berge panorama

Zunächst einmal: Es gibt keine Regel ohne Ausnahme und kein "Gesetz", dass nicht auch gebrochen werden kann. Für mich stehen in der Landschaftsfotografie Ausdruck und Emotionen im Vordergrund. Draußen in der Natur sein, besondere Stimmungen und Momente erleben und diese Momente dann einfangen und mit anderen Menschen teilen. Erst danach kommt, zumindest für mich, die Technik.

Natürlich sind auch Kamera, Objektive und anderes Equipment wichtig. Die beste Kamera und das schärfste Objektiv nützen Dir jedoch nichts, wenn Du selbst nicht begeistert bist. Denn diese Begeisterung wird sich später auch in Deinen Bildern zeigen, da bin ich mir sicher. Auch wenn dies nicht natürlich nicht sofort passiert und gute Bilder zunächst einmal häufig nicht gelingen wollen. Auch in der Landschaftsfotografie gilt: Üben, üben, üben... Die Technik wird dann irgendwann zum Mittel, um das transportieren, was Du eigentlich ausdrücken willst.

Doch genug geredet. Du willst vermutlich konkrete Tipps zum Einstieg in die Landschaftsfotografie? Hier sind ein paar Grundlagen, die mir geholfen haben und/oder die ich im Laufe der Zeit lernen konnte.

Tipp: Welche Kamera für Landschaftsfotografie?

Die Frage nach der "besten" Kamera für Landschaftsfotografie kann natürlich niemals pauschal beantwortet werden. MEINE beste Kamera ist vermutlich nicht DEINE beste Kamera.

Für den Einstieg würde ich dennoch zunächst zu einer spiegellosen Systemkamera der Einsteiger- bis Mittelklasse raten. Mit dieser Kamera kannst Du Deine eigenen Erfahrungen sammeln und weißt nach ein bis zwei Jahren sehr viel besser, welche Kamera am ehesten Deinem Stil entspricht und welches Equipment Du wirklich benötigst.

systemkamera A6000
Systemkamera für die Landschaftsfotografie. Hier: Sony A6000

In Abgrenzung zur Kompaktkamera hast Du mit der Systemkamera von Anfang an die Möglichkeit, sehr unterschiedliche Objektive und Brennweiten ausprobieren. Dies ist gerade am Anfang sinnvoll, da Du vermutlich noch nicht weißt, welche Brennweite Dir "liegt" und Deiner Art zu fotografieren entspricht. Die zum System gehörenden Objektive moderner Spiegelloser bieten oft ein relativ geringes Gewicht und komfortable technische Merkmale wie Autofokus und Bildstabilisator. Über Adapter lassen sich häufig jedoch auch ältere Objektive verwenden.

In Abgrenzung zur digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) sind spiegellose Systemkameras damit häufig leichter und bieten für Einsteiger einige zusätzliche Hilfsmittel (Histogramm, Focus Peaking) die bei den Spiegelreflexkameras nicht oder nur in teureren Modellen verfügbar sind. Gerade für Landschaftsfotografen spielt der Faktor Gewicht eine nicht unwesentliche Rolle. Zumindest für mich ist er extrem wichtig, da ich die Fotoausrüstung eben beim Wandern oder auch auf dem Klettersteig dabei habe.

Mit der spiegellosen Systemkamera liegst Du also für den Einstieg irgendwo in der Mitte und kannst dann später für Dich selbst entscheiden, wo die Reise hingehen soll.

Konkret:
Für den kleinen Geldbeutel ist die Sony A6000 immer noch eine tolle Kamera. Sie klein, leicht und macht für diese Preisklasse auch heute noch unglaublich gute Bilder. Ich selbst habe mit einer Sony A6000 angefangen und einige der Bilder, die Du auf dieser Seite siehst, sind noch mit dieser Kamera entstanden. Weniger gefallen mir an der A6000 die etwas fummelige Bedienung aufgrund der geringen Größe und die Qualität des elektronischen Suchers. Mittlereile hat Sony mit der A6100 auch einen Nachfolger vorgestellt.

Wer etwas mehr Geld ausgeben möchte, ist mit einer Sony A6300 oder A6400 sicherlich nicht schlecht beraten. Im Vergleich zur A6000 bieten diese Kameras ein etwas hochwertigeres Gehäuse, einen verbesserten Autofokus sowie einen moderneren Sensor mit geringerem Rauschen bei höheren ISO-Werten.

Kamera Canon RP
Empfehlenswerter Einstieg in die Vollformat-Klasse: Die Canon RP

Als alternatives System möchte ich an dieser Stelle Canon vorstellen. Mit der Canon RP bietet Canon einen spiegellosen Einstieg in die Vollformat-Klasse an, den ich persönlich nur empfehlen kann. Der Preis ist gegenüber den Einsteiger-Modellen von Sony mit dem kleineren APS-C-Sensor dabei natürlich höher und auch die Objektive des RF-Systems spielen preislich in einer anderen Liga. Großer Vorteil: Mit dem beiliegenden Adapter können alle EF-Objektive von Canon an der R/RP genutzt werden. Man hat also eine riesige Auswahl an professionellen Objektiven. Das günstigere, spiegellose System im APS-C-Format von Canon ist die Canon M-Reihe, mit der ich persönlich jedoch keine Erfahrungen habe.

Einsteiger-Systemkameras Landschaftsfotografie

Sony A6000Sony A6100Sony A6400Canon RP
SensorAPS-CAPS-CAPS-CVollformat
Megapixel24,324,224,226,2
Gewicht344 g396 g403 g485 g
(Straßen-)Preis Body (Nov. 2019)Ca. 370,-Ca. 890,-Ca. 890,-ca. 1290,-
BeurteilungGünstigste Kamera im Vergleich. Gute Bildqualität. Leicht. Kleines Gehäuse. Mittelmäßiger Sucher.Nachfolger der A6000. Schnellerer Bildprozessor, besserer Autofokus.Im vergleich zur A6000 besserer Sucher. Verbesserter Autofokus. Touchscreen. Gehäuse spritz-wassergeschützt.Teuerste Kamera. Vollformat. Guter Sucher und Display. Handliches Gehäuse. Geringe Akkulaufzeit
sony a6000sony a6100sony a6400canon rp
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Tipp: Welches Objektiv / welche Brennweite für die Landschaftsfotografie?

Gerade als Einsteiger sollte man mit unterschiedlichen Brennweiten experimentieren. Nur so bekommt man ein Gespür für die Ergebnisse, die sich damit realisieren lassen. Generell gilt: Lange Brennweiten können ein Bild verdichten und komprimieren, indem sie Objekte scheinbar(!) näher zusammen rücken. Kurze Brennweiten vermitteln dagegen eher ein Gefühl von Weite.

Für den Einstieg in die Landschaftsfotografie würde ich zu einem Weitwinkelobjektiv im Bereich 16-35mm sowie zu einem Zoom im Bereich 24-70mm oder 24-105mm raten. Damit ist man unterwegs flexibel und hat schon einmal einige wesentliche Brennweiten abgedeckt. Später können diese Objektive dann noch durch ein Teleobjektiv und spezielle Festbrennweiten ergänzt werden.

Sony E 10-18mm f4 OSS Objektiv
Weitwinkelobjektiv für Sony APS-C: Sony E 10-18mm f4 OSS

Für die Sony APS-C Kameras A6000,A6100 sowie A6400 kann ich als Weitwinkelobjektiv mit gutem Gewissen das Sony E 10-18mm f4 OSS empfehlen. Das Objektiv ist ein flexibles Weitwinkel-Zoomobjektiv mit Bildstabilisator und ordentlicher Schärfe. Einige der Bilder auf dieser Seite sind mit diesem Objektiv entstanden.

Im Bereich der Standard-Zoomobjektive wird es für das Sony-System schon schwieriger. Für den Einstieg kann man mit dem sehr günstigen SEL16-50 experimentieren. Das Objektiv ist absolut brauchbar, höheren Ansprüchen genügt es jedoch nicht. Zudem ist die abgedeckte Brennweite für ein flexibles Reisezoom aus meiner Sicht etwas kurz.

Das Sony E 16-70mm f4 ZA OSS Vario-Tessar T* soll diese Lücke schließen und würde sich daher eigentlich für ambitionierte Einsteiger empfehlen. Das Objektiv wird jedoch extrem kontrovers diskutieret, was möglicherweise auf gewisse Qualitätsschwankungen in der Produktion hindeutet. Zahlreiche Anwender bemängeln die Randschärfe des Objektivs, andere sind wiederum zufrieden. Ich konnte das Objektiv leider nur kurz testen, finde den Preis für das gebotene persönlich jedoch etwas zu hoch.

Mögliche Alternativen zum SEL1670z sind unter anderem das Sony SEL-P18105G sowie das Sony SEL 18135 E.

Für die Canon RP möchte ich wiederum das relativ neue Objektiv RF 24-105mm F4L IS USM uneingeschränkt empfehlen. Ein tolles Objektiv, wenn man mit der Lichtstärke f 4 leben kann. Ich kann es gut und bin mit diesem Objektiv sehr zufrieden. Als bezahlbares Weitwinkelobjektiv für das RF System von Canon bietet sich aktuell aus meiner Sicht vor allem das Canon EF 16-35mm f4L IS USM an (über Adapter). Die bislang verfügbaren RF Objektive im Weitwinkelbereich sind preislich eindeutig dem Profilager zuzuordnen.

Tipp: Licht - Lichtsituationen

Licht ist vermutlich der bedeutendsten Variablen in der Fotografie. Unterschiedliche Lichtsituationen führen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen und entscheiden am Ende darüber, wie das Bild auf uns wirkt. In der Landschaftsfotografie haben wir natürlich nur begrenzten bis gar keinen Einfluss auf die Beleuchtungssituation. Dafür müssen wir häufig auf den "richtigen Moment" warten und uns für diesen in eine günstige Position begeben. Ein Motiv, welches auf den ersten Blich nur wenig hergibt, kann unter anderen Lichtverhältnissen plötzlich spannend werden. Gerade deswegen sollten wir uns mit der Variablen "Licht" unbedingt vertraut machen.

Draußen in der Natur bestimmt in erster Linie der Sonnenstand die Qualität des Lichts. Hinzu kommen Wetterphänomene wie Wolken und Nebel. Einer der häufigsten Fototipps ist vermutlich der, dass Licht der goldenen Stunde nach Sonnenaufgang bzw. vor Sonnenuntergang für die Fotografie zu nutzen. Diese Lichtsituation empfinden wir in der Regel als besonders "warm" oder "angenehm".

Es lohnt sich in jedem Fall, mehr über die theoretischen Grundlagen des Lichts sowie dessen psychologische Wirkung zu lesen. Empfehlenswert ist hier unter anderem das Buch "Capturing Light"*.

Gerade für Einsteiger ist es extrem wichtig, die unterschiedlichen Wirkungen des Lichts auf das spätere Bild auszuprobieren. Sucht euch dazu ein Motiv in eurer näheren Umgebung. Besucht und fotografiert dieses Motiv nun möglichst oft zu unterschiedlichen Uhr- und Jahreszeiten. Fotografiert euer Motiv zum Sonnaufgang, zum Sonnenuntergang sowie zu unterschiedlichen Uhrzeiten während des Tages. Macht dies im Frühjahr, im Sommer, im Herbst und im Winter. Experimentiert auch mit unterschiedlichen Standpunkten. Schaut euch später zu Hause in Ruhe die Ergebnisse an und beurteilt, wie welches Bild auf euch wirkt.

Wer dieses auf den ersten Blick vielleicht etwas langweiliges "Training" absolviert, wird immer mehr ein Gefühl sowie einen Blick für die unterschiedlichen Lichtsituationen entwickeln. Zudem hilft es enorm, den richtigen Umgang mit der Technik zu lernen. Ein Foto bei Sonnenaufgang erfordert komplett andere Einstellungen und Techniken beim Fotografieren (längere Belichtung, Stativ, ggf. manuelles Fokussieren) als ein Bild bei Tageslicht.

Tipp: Geplante und spontane Fotos

Gute Landschaftsfotos können geplant aber auch spontan entstehen. Bei einem geplanten Foto hat man als Fotograf das gewünschte Motiv häufig bereits einmal oder sogar mehrfach besucht. Man möchte nun dieses spezielle Motiv in einem bestimmten Licht, während eines bestimmten Wetters oder in einer besonderen Stimmung fotografieren. Man hat also bereits ein relativ genaues Bild vom späteren Foto im Kopf.

Spontane Fotos entstehen dagegen aus der Situation heraus. Man ist einfach von einer Landschaft, einem Motiv oder einer bestimmte Stimmung begeistert und möchte den Moment festhalten. Manche Momente in der Natur lassen sich auch einfach nicht mehr oder nur extrem schwierig wiederholen. Es gilt dann, die Besonderheit der Situation zu erkennen und so gut es eben geht zu fotografieren, auch wenn die Umstände nicht immer optimal sind.

Beide Arten von Fotos haben aus meiner Sicht ihre Berechtigung. Wenn man die gängigen Fotografie-Ratgeber liest, gewinnt man den Eindruck, ein gutes Foto muss zwangsläufig geplant, unter Verwendung eines Stativs und unter Berücksichtigung aller erdenkbaren Umständen gemacht werden. Natürlich stimmt es, dass tolle Bilder bevorzugt unter bestimmten Lichtverhältnissen sowie unter Verwendung eines Stativs entstehen. Dennoch bestätigen Ausnahmen diese Regel und ich finde es wichtig, für beide Varianten offen zu sein.

Also:

  • Landschaftsfotos gezielt im Kopf planen und umsetzen
  • Den Umgang mit Stativ und Technik auch unter schwierigen Lichtbedingungen üben.
  • Fotografieren, fotografieren, fotografieren...

Aber auch:

  • Kamera draußen immer dabei haben
  • Einfach mal frühmorgens oder abends durch die Landschaft streifen
  • Je mehr man draußen unterwegs ist, desto wahrscheinlicher ist es, dort auch tolle Situationen zu erleben
  • Spontane Bilder können später Ideen für geplante Fotos liefern

Tipp: Die richtigen Kamera-Einstellungen

Normalerweise nutze ich die Zeitautomatik (Modus A / Av) meiner Kamera. Dabei wird die passende Belichtungszeit automatisch durch die Kamera ermittelt, Blende und ISO-Wert werden hingegen manuell eingestellt. Mit diesem Modus kann ich flexibel auf unterschiedliche Situationen reagieren und auch mal "schnell" ein Bild aus der Hand fotografieren (siehe Punkt: Geplante und spontane Fotos). Wenn ich mehr Einstellungsmöglichkeiten benötige, schalte ich einfach in den manuellen Modus.

kamera einstellungen
Welche Kamera-Einstellungen für Landschaftsfotografie?

Die Blende ist ein wichtiges Stilmittel in der Landschaftsfotografier und ich möchte diese eigentlich immer selbst bestimmen können. Für die meisten Landschaftsbilder nutze ich Blende 8 bis 12, Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Mit Aufnahmen in diesem Blendenbereich fährt man als Landschaftsfotograf meist recht gut und erzielt sowohl ausreichend Schärfe (abhängig vom Objektiv) als auch Tiefenschärfe. Wer mit Unschärfen im Vordergrund spielen möchte wählt eine offene Blende, Sonnensterne hingegen entstehen bei geschlossener Blende.

Nach Möglichkeit wähle ich immer die niedrigste ISO-Einstellung meiner Kamera. Dabei kann es allerdings schnell vorkommen, dass die ermittelten Belichtungszeiten ein Stativ erfordern. Wer im Wald, bei Sonnaufgang oder bei Sonnenuntergang fotografieren möchte, benötigt fast immer ein Stativ. Im Notfall kann auch mal die ISO-Automatik der Kamera genutzt werden, man muss dann allerdings mit Qualitätseinbußen rechnen.

Landschaftsfotografen sollten ohne Ausnahme immer im RAW-Format fotografieren. Nur so kann ich später bei der Nachbearbeitung des Bildes den maximalen Dynamikumfang herausholen. Auch kleine Fehler bei Aufnahme können so noch leicht korrigiert werden. Nichts ist ärgerlicher, als ein tolles Bild, dass wegen abgesoffener Tiefen oder ausgefressener Lichter nur eingeschränkt nutzbar ist oder bei dem der automatische Weißabgleich der Kamera einfach mal daneben liegt.

Bei schwierigen Lichtverhältnissen ist ein leicht unterbelichtetes Bild übrigens fast immer besser als ein überbelichtetes. Dies sollte man im Hinterkopf behalten und mit der der Belichtungskorrektur der Kamera ggf. leicht nachkorrigieren.

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